Gestalterische Freiheit

Vorteile durch Leichtbeton-
Aussenwände

  • Autor Jeannine Klingbeil
  • Schlagwort Beton
  • Datum 12.11.2025

Nicht zuletzt dank der zugleich wärmedämmenden und tragenden Leichtbetonfassaden fügt sich dieses Wohnhaus in Berlin Mitte perfekt in sein heterogenes Umfeld ein. Zugleich schufen die Architekten zanderroth Innenräume, deren zeitlose Eleganz vor allem auf den Sichtbetonflächen beruht.

Nur einen Steinwurf östlich vom Alexanderplatz wirkt die Magazinstraße wie aus einer anderen Welt. Sie fällt allein schon wegen ihres diagonalen Verlaufs inmitten gleichförmig orthogonal angeordneter Plattenbau- ten aus dem Rahmen. Außergewöhnlich ist sie aber haupt- sächlich wegen einiger prachtvoller Gründerzeitbauten mit feingliedrigen Natursteinfassaden, die hier im Zentrum Ber- lins einen geradezu museal erscheinenden Straßenzug mit beidseitiger Blockrandbebauung entstehen lassen. In dieser spannungsvollen Szenerie ergab sich für die Architekten des Büros zanderroth die einmalige Chance, mit einem punkt- förmigen Wohnhaus direkt an die bislang fensterlose Brand- wand einer der Altbauten anzuschließen und so zwischen beiden Gebäudetypologien zu vermitteln.

DIE GROSSEN, WEIT ZURÜCKVERSETZTEN BODENTIEFEN FENSTER- ÖFFNUNGEN VERLEIHEN DER GEBÄUDEHÜLLE EINE ANGENEHME PLASTIZITÄT.

Filograne Fassadenstruktur aus Sichtbeton

Für die Baugemeinschaft Magazinstraße realisierte zander- roth einen Geschosswohnungsbau mit insgesamt elf Woh- nungen und einer Gewerbeeinheit im Erdgeschoss. Die drei Fassaden des siebengeschossigen Neubaus mit rund 250 Quadratmeter oberirdischer Grundfläche korrespondieren zwar weder gestalterisch noch hinsichtlich ihrer Materialität direkt mit den Altbauten, wirken in ihrer Nachbarschaft aber dennoch völlig selbstverständlich. Das liegt einerseits an der im fünften Obergeschoss zurückspringenden Straßenfassa- de, die Bezug auf die Traufkante des Nachbarhauses nimmt und eine große Dachterrasse entstehen lässt. Zugleich er- scheint die Stirnseite des Gebäudes dadurch als turmartiger, städtebaulich stimmiger Abschluss des bislang eher tristen Blockrands. Eine Rolle spielen aber auch die großen, weit zurückversetzten bodentiefen Fensteröffnungen, die der Ge- bäudehülle eine angenehme Plastizität verleihen. Noch wich- tiger sind schließlich die schmalen Wand- und Deckenstrei- fen aus Sichtbeton. Sie erzeugen jene Massivität, die für ein harmonisches Straßenbild nötig ist, und schaffen gleichzeitig eine filigrane Struktur, die sich in Richtung der Gebäude- stirnseite als langes Fensterband aus großformatigen Glas- Schiebefenstern fortsetzt.

Gestalterische Freiheit durch Leichtbeton

Der Wohnungsbau in der Magazinstraße ist das inzwischen 15. Projekt aus der langjährigen Kooperation von zanderroth mit dem eigenen Projektentwicklungsbüro SmartHoming. Dass die Fassade hier aus Sichtbeton bestehen würde, stand für die Architekten bereits früh fest – zum einen wegen der städtebaulichen Wirkung, zum anderen wegen der Robust- heit und Langlebigkeit des Baustoffs, die für jedes nachhalti- ge Gebäudekonzept unerlässlich ist. Denn im Gegensatz zu vielen alternativen Fassadenmaterialien erfordert Beton nur einen minimalen Unterhaltsaufwand, der sich vor allem auf die Erneuerung der nicht sichtbaren hydrophobierenden Be- schichtung beschränkt. Ebenfalls nicht unmittelbar sichtbar ist, dass die gesamte Sichtbetonfassade aus 350 Quadrat- metern wärmedämmendem Leichtbeton von Heidelberg Materials besteht.

Die monolithische Ausbildung der 60 Zentimeter starken Leichtbetonaußenwände (Festigkeitsklasse LC12/13, Roh- dichteklasse 1,2) bot zwei wesentliche Vorteile. Erstens er- möglichte sie einen gleichermaßen wärmedämmenden und tragenden, konstruktiv einfachen Wandaufbau, der ganz ohne zusätzliche Fassadenschichten auskommt. Denn die Dämmwirkung beruht auf der geringen Wärmeleitfähigkeit des Leichtzuschlags aus Blähton. Zweitens bietet sie – ohne aufwendige Kerndämmung – die gestalterische Freiheit, die Raumseite der Wohnungsaußenwände in Sichtbeton auszu- führen. Dank des einfachen Wandaufbaus und der gleich-

förmigen Fassaden waren sämtliche Fensteranschluss- details mit überschaubarem Aufwand lösbar. Besondere bauphysikalische Aufmerksamkeit erforderten lediglich die in der Fassadenebene von weit zurückversetzten zu fassa- denbündig verspringenden Festverglasungen an den stirn- seitigen Gebäudeecken. Unter anderem um dieses Detail, aber auch die Oberflächenqualitäten und Fugenausbildun- gen definieren zu können, entstand eine vier auf vier Meter große Musterfassade. Die Anbindung der Deckenplatten aus Normalbeton an die Leichtbetonaußenwände erfolgte mittels Rückbiegeanschlüssen. Mit ihnen ließ sich die Lage und Ausrichtung der Arbeitsfugen präzise steuern. Zudem sorgten die stumpfen Bauteilstöße dafür, dass die wärme- dämmenden Außenwände im Bereich der Decken im Quer- schnitt nicht geschwächt werden mussten.
 

Fein abgestimmte Materialien in den Innenräumen

In den Räumen harmonieren die unbekleideten Leichtbe- tonaußen- und Normalbetoninnenwände wunderbar mit dem warmen Farbton der Fensterprofile aus Red-Grandis- Holz, den weißen Decken und den Böden aus Eichenholz oder einer hellblauen Kunststoffbeschichtung. Die feinsinni- ge Farb- und Materialwelt setzt sich in den Bädern fort, wo neben zart farbigen Fliesenbelägen insbesondere die Sicht- betonflächen das Bild prägen. Sie zeigen das nach Plänen der Architekten präzise vorgegebene Fugenbild rahmenloser Schaltafeln und wirken dank des gleichmäßigen Betons der Sichtbetonklasse SB 3 geradezu samtig weich. Vor dem Hin- tergrund dieser konsequenten Architektur erscheint das Ne- beneinander aus Gründerzeit- und Plattenbauten, das durch die großformatigen Glas-Schiebefenstern der Wohnzimmer zu sehen ist, auf eine künstlerisch anmutende Art und Weise surreal.

Gestalterische Freiheit

Vorteile durch Leichtbeton-Aussenwände

Projektdaten

  • Projekt: 
    Wohnhaus Magazinstraße m17, 
    Berlin
  • Bauherr/Auftraggeber: 
    Baugemeinschaft Magazinstraße GmbH & Co. KG, 
    Berlin
  • Architekt/in: 
    zanderroth, 
    Berlin
  • Bauunternehmen: 
    SBG Generalübernehmer GmbH, 
    Berlin
  • Beton: 
    350 m³ Leichtbeton C12/13, Rohdichteklasse 1,2, Heidelberg Materials Beton, Werk Berlin-Wuhlheide
  • Fertigstellung: 
    Mai 2025

Produkte und Links

Hier finden Sie eine Übersicht unserer Produkte und Lieferwerke.

  • Beton: 
    350 m³ Leichtbeton C12/13, Rohdichteklasse 1,2, Heidelberg Materials Beton, Werk Berlin-Wuhlheide

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Jeannine Klingbeil
jeannine.klingbeil@heidelbergmaterials.com

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