„Das Beton“, ein Neubauprojekt des kreativen Entwicklers Ardi Goldman aus Frankfurt, zeigt auf einzigartige Weise, wie eine ganz besondere Lückenbebauung gestaltet sein kann. Das mono- lithische Geschäftshaus steht auf Stützen und besteht innen wie außen aus Leichtbeton. Die 58 Zentimeter starken Außenwände benötigen aufgrund der besonderen Eigenschaften des Leicht- betons von Heidelberg Materials keine Wärmedämmung.
Dass eine Lückenbebauung in die bestehen- de Gebäudestruktur gelingen kann, be- weist „Das Beton“ in der Hanauer Landstraße in Frankfurt. Die als Parkplatz dienende Fläche wartete viele Jahre auf eine höherwertige Nutzung bis der Frankfurter Immobilieninvestor Ardi Goldman, der sich als Baukünstler und krea- tiver Entwickler versteht, hier etwas ganz Beson- deres erschaffen wollte. „Das Beton“ ist bereits das dritte einschalige Gebäude des Investors, der eine große Affinität zu dem Baustoff Be- ton hat. Zwischen 2021 und 2023 entstand das sechsgeschossige, auf Stützen aufgeständerte, 2.500 Quadratmeter große Bürogebäude aus Leichtbeton im Frankfurter Osten nach dem Ent- wurf von geiseler gergull architekten.GmbH.
MONOLITHISCHES BÜROGEBÄUDE
Die monolithische Bauweise wurde durch eine durchgehende Betonkonstruktion aus Leichtbeton realisiert, die von einer individuell gefertigten, sä- gerauen Brettschalung betont wird. „Um eine na- türliche Patina im Alterungsprozess des Gebäudes zu erreichen, wurden alle Materialien, soweit mög- lich, pur ausgeführt und nicht verkleidet, verputzt oder gestrichen. Es wurden keine verklebten Baustoffe addiert, sodass der Bau konsequent monolithisch ausgeführt werden konnte. Dies ist materialsparend, nachhaltig und energieeffizient. Die Materialien können nach Ende des Lebenszyklus dem Materialkreislauf wieder zugeführt werden“, so die Architektin Alexandra Geiseler.
Aus dem sechs Meter hohen, begrünten Schräg- dach in Holzkonstruktion ragt eine Betongaube heraus und verleiht dem Gebäude eine skulpturale Wirkung. Die Heizung/Kühlung des Gebäudes erfolgt über Luftwärmepumpen, während der hygienische Luftwechsel über Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sichergestellt wird.
„DAS BETON“ SCHWEBT
Die Schließung einer Baulücke führt dazu, dass von der ursprünglichen Durchgängigkeit nichts mehr übrigbleibt. Bei diesem Projekt ermöglicht das Aufständern des Gebäudes immer noch Sichtbeziehungen.
„Die Idee war, den Betonkubus schweben zu lassen und ihm dadurch eine Leichtigkeit zu geben. Der dadurch entstandene Raum bietet die Möglichkeit, das Hafengebiet an der gegenüber- liegenden Seite zu sehen. So ist der Hafen all- gegenwärtig“, erklärt Ivo Nikolov, Projektleiter bei Ardi Goldman. Ein speziell von Lichtplanern entworfenes Beleuchtungskonzept ermöglicht es, die Untersicht des Gebäudes so anzustrahlen, dass die Illusion des Schwebens auch in den Abendstunden erhalten bleibt.
Leichtbeton als primäres Baumaterial
‚Das Beton‘ ist auch für uns ein Prestigeprojekt, mit einem Produkt, das nicht von der Stange kommt. Im Gegensatz zu konventionellem Beton, der oft standardisiert und in Massenproduktion hergestellt wird, ist unser Leichtbeton ein maßge- schneidertes Produkt. Diese Individualität resul- tiert aus der speziellen Zusammensetzung seiner Inhaltsstoffe, die sorgfältig ausgewählt werden, um die einzigartigen Eigenschaften zu gewähr- leisten, die für die jeweiligen Projekte erforderlich sind. Der Leichtbeton hat die Eigenschaft, dass er eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit besitzt und die Wärme entsprechend speichert, sie aber auch gleichzeitig schwerer abgibt, wodurch die sehr gute Dämmfunktion entsteht“, so Önder Bahadir, Vertrieb Spezialprodukte von Heidel- berg Materials. Die 58 Zentimeter dicken Außen- wände des Betons benötigen daher keinerlei zu- sätzliche Wärmedämmung. Ein großer Vorteil der monolithischen Bauweise liegt darin, komplett auf ein Wärmedämmverbundsystem verzichten zu können. Des Weiteren besteht das Gebäu- de vollständig aus einem Baustoff, der zudem auch noch zu 100 Prozent recycelbar ist.
Durch die Wärmedämmeigenschaften wird Heizenergie eingespart, was wiederum zur Reduzierung von Emissionen führt.
Für „Das Beton“ wurden 550 Kubikmeter LC 12/13 D1.2 Leichtbeton von Heidelberg Materials genutzt. Von Leichtbeton spricht man bei Beto- nen mit einer Trockenrohdichte zwischen 800 und 2000 kg/m³ (definiert in DIN 1045). Zum Vergleich: „normaler“ Beton hat ein Raumgewicht von 2000 bis 2600 kg/m³. Technisch liegt die untere Grenze für Leichtbetone derzeit bei etwa 350 kg/m³. Ver- antwortlich für dieses „Leichtgewicht“ ist die Beimischung von Gesteinskörnungen mit hoher Poro- sität beziehungsweise geringer Dichte. Jedes Korn weist einen hohen Anteil von bis zu 85 Volumenpro- zent feinster Luftporen auf. Diese Luftporen geben dem Leichtbeton seine wärmedämmtechnischen Eigenschaften. Die am meisten verwendeten leichten Gesteinskörnungen sind wie bei diesem Pro- jekt Blähton, aber auch Blähglas (recyceltes, gebranntes Glas), Blähschiefer oder Bimsstein. Diese können auch untereinander gemischt werden. Um die Qualität bei den Betonagen sicherzustellen, ist bei jeder Lieferung ein Baustoffprüfer im Werk und auch auf der Baustelle im Einsatz. So können auch die entsprechenden Eigenschaften nachgewiesen und eingehalten werden.
Der Heidelberger Leichtbeton zeichnet sich zu- sätzlich durch eine herausragende Brandsicher- heit aus und gehört der höchsten Brandschutzklasse A1 an, gemäß den Richtlinien der DIN 4102 für den Brandschutz im Hochbau.
„Um eine natürliche Patina im Alterungsprozess des Gebäudes zu erreichen, wurden alle Materialien, soweit möglich, pur ausgeführt und nicht verkleidet, verputzt oder gestrichen“.
Architekt Alexander Geisler Geisler Gergull ARCHITEKTEN.GMBHVERARBEITUNG DES LEICHTBETONS
Es gab im Vorfeld Entwürfe mit unterschiedlichs- ten Fassaden für die einschalige Betonkonstruk- tion. Aber mit welcher Optik und welcher Oberfläche? „Wir haben für Herrn Goldman extra eine Probewand angefertigt. Dort wurde die Wand mit der sägerauen Brettschalung, teilweise noch mit Schraublöchern erstellt, sodass das Abbild des Betons möglichst lebhaft ist“, erinnert sich Pro- jektleiter Stephan Weber vom Bauunternehmen Adolf Lupp GmbH & Co. KG. Für die Betonage des Gebäudes wurde ein Silo mit Außenrüttler aus- gestattet, um das Absetzen des Betons zu ver- meiden. Die Durchleitung des Betons unter die bis zu 3,60 Meter breiten Fensterbrüstungen erfolgte durch die Bestückung der Schalung mit pressluftgetriebenen Außenrüttlern. Zusätzlich wurden in die Leibungsschalung Löcher zur Entlüftung ge- bohrt und größere Öffnungen vorgesehen, um das Durchlaufen des Betons im Brüstungsbereich zu kontrollieren. „Sobald der Beton hochgestie- gen war, wurden die Öffnungen mit passenden Deckeln wieder verschlossen, das hat alles sehr gut funktioniert. Es war keine Nachbehandlung des Leichtbetons nötig, und das Ausschalen erfolgte nach zirka drei Tagen“, erläutert Stephan Weber.
KUNST AM BETON
Im Innenhof innerhalb der Bestandswände und an den zurückgesetzten Nischen von „Das Beton“ bis hin zum Staffelgeschoss haben neun Künstler aus verschiedenen Teilen der Welt ihre Spuren hinterlassen. Jeder Künstler hat sich auf einer Wand verewigt, und so ist der ganze Hof durch unterschiedliche Stile farbenfroh gestaltet. „Die Brettschalung des Betons sollte durch die zarten Graffitis noch rauer aussehen. Dieser Kontrast zwischen dem puren Beton und der farbenfrohen Kunst verleiht dem Gebäude eine besondere Note, denn der Beton wirkt dadurch noch stärker“, schwärmt Nikolov.
„‚Das Beton‘ ist auch für uns ein Prestigeprojekt, mit einem Produkt, das nicht von der Stange kommt“.




















