Mit Easycrete zur passenden Rezeptur
Im Münchner Stadtteil Bogenhausen entsteht mit TRIDEA ein moderner und nachhaltiger Bürokomplex. Ein Teil des Ensembles wird die neue Zentrale der Bayerischen Versorgungskammer (BVK). 2024 drehte sich alles um das Fundament – eine logistische Herausforderung. Doch mit guter Planung, Easycrete und Betonsensoren arbeiteten sich die Fachkräfte abschnittsweise vor- und aufwärts.
Auf dem einstigen, rund 20.000 Quadratmeter großen Siemens-Areal im Münchner Stadtteil Bogenhausen entsteht die neue Zentrale der Bayerischen Versorgungskammer (BVK). Bisher sind deren Büroflächen auf vier teilweise in die Jahre gekommene Gebäude verteilt. Ab 2028 werden zwei 96 und 65 Meter hohe Hochhaustürme, die durch einen 58 Meter hohen und etwa 100 Meter langen Gebäuderiegel verbunden sind, über 75.000 Quadratmeter Büro- und Gastronomieflächen aufnehmen. Die neue Zentrale der BVK wird in den kleineren Turm und Teile des Riegels einziehen. Neben modernen Büros bietet der Komplex eine Vielzahl an Annehmlichkeiten: Eine Kita, öffentlich zugängliche Gastronomiebereiche sowie eine spektakuläre Skybar im höheren Turm mit beeindruckendem Blick über die Stadt. Die Büroflächen und das Konferenzzentrum werden auch externen Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung stehen. Der vom Berliner Architekturbüro David Chipperfield entworfene dreiteilige Komplex hat den Namen „TRIDEA“ erhalten – kreiert aus „Trio am Denninger Anger“.
© Johanna Lohr
Holz-Hybrid-Bauweise und Vorzertifikat DGNB Gold
Innovativ ist die geplante Holz-Hybrid-Bauweise von zwei Gebäudeteilen, bei der die jeweiligen Vorteile von Holz und Beton genutzt werden. „Der Entwurf von David Chipperfield Architects überzeugt durch seine schlichte, klare Formensprache, die ideal zur BVK passt, sowie durch die flexiblen Grundrisse und die nachhaltige Bauweise“, sagt Julia Thannhäuser, Referentin Unternehmenskommunikation der BVK. „Zudem legt der Entwurf besonderen Wert auf die Einbindung der Nachbarschaft und auf die Gestaltung von öffentlichen Flächen.
Ein weiteres entscheidendes Kriterium war die geringe Bodenversiegelung.“ Die BVK strebt gemeinsam mit STRABAG Real Estate, die das TRIDEA im Rahmen eines Service Developments im Auftrag entwickelt, eine Taxonomie Konformität sowie eine Zertifizierung in DGNB Gold für das Gebäudeensemble an. Das Vorzertifikat DGNB Gold haben sie bereits erhalten.
Eine riesige Bodenplatte
Nach dem feierlichen Baubeginn im Mai 2024 stand das vergangene Jahr ganz im Zeichen eines soliden Fundaments. Die hochbewehrte Bodenplatte zu gießen, war nicht nur aufgrund ihrer schieren Größe von 26.000 Quadratmetern und einer Dicke von bis zu 2,4 Metern eine echte Herausforderung. Sie ist zusätzlich mit großen Lüftungskanälen durchzogen, zur Entrauchung für die künftige Tiefgarage. Dafür braucht es nicht nur einen ausgeklügelten Betonageplan, sondern auch einen speziellen selbstverdichtenden Beton (SVB).
Easycrete – der leicht verarbeitbare Beton
Betonagen 24 Stunden am Stück
Jeden Fahrmischer kontrollieren? Im Werk und auf der Baustelle? Bei einer 26.000 Quadratmeter großen Bodenplatte? Das klingt unmöglich. „Um die große Masse an nötigem Beton sinnvoll zu verbauen, haben wir die Bodenplatte in rund 24 Abschnitte unterteilt – und die vier Kranfundamente vorgezogen hergestellt“, erläutert Stephan Raichle die Lösung. Der Diplom-Ingenieur ist Oberbauleiter des Bauunternehmens Ed. Züblin AG in der Direktion Stuttgart. „Und selbst dann ist es noch eine logistische Leistung, diese nun 1.500 bis 2.300 Quadratmeter großen Abschnitte am Stück zu betonieren. Personal, Rohstoffe, Fahrmischer – alles muss vorhanden sein und lange sowie gut vorgeplant sein. Wir mussten schließlich teilweise 24 Stunden durchbetonieren.“ Um sich die Größe der Abschnitte vorstellen zu können: Ein 50 mal 25 Meter großes Olympiaschwimmbecken mit 2 Meter Tiefe fasst 2.500 Kubikmeter Wasser. Das sind rund 333 Fahrmischerladungen.
Sonderschichten sind nötig
Natürlich wurde nicht nur Easycrete verbaut. Für die Bereiche abseits der Lüftungskanäle kam Beton in den gängigen Konsistenzklassen zum Einsatz. Somit wurden zwei unterschiedliche Betonsorten gleichzeitig eingebaut. „Wir belieferten von zwei Werken aus“, berichtet Hans-Peter Scheffold von Heidelberg Materials Beton: „Normalbeton aus unserem Werk in Eching sowie normal- und selbstverdichtenden Beton zeitgleich aus dem Hauptwerk in der Zamilastraße München mit zwei separaten Mischtürmen. Nur so sind diese Mengen zu bewältigen. Man muss bedenken: 2.000 Kubikmeter Beton benötigen rund 4.600 Tonnen Material – derartige Mengen haben wir nicht im Werk vorrätig. Wir müssen die Ausgangsstoffe just in time in unser Werk anliefern lassen, den Beton dann produzieren und ausliefern.“ Auf der Baustelle selbst sorgen zwei Großmastpumpen für die enorme Einbauleistung. Denn bei solch hohen Bodenplatten kann nicht „in einem Rutsch“ betoniert werden. Stattdessen muss der Beton in mehreren Lagen kontinuierlich eingebracht und dabei gleichzeitig sichergestellt werden, dass dies schnell genug geschieht, sodass sich die einzelnen Betonlagen gut miteinander „vernadeln“ und sich ein ungestörtes Gefüge ergibt. Je zwei Fahrmischer gleichzeitig beladen eine Betonpumpe. Kommt Easycrete zum Einsatz, ist eine Pumpe für den SVB, die andere für den normalen Beton. Ein Betonprüfer pro Pumpe – vom Betotech Baustofflabor oder von der TPA-Prüfanst
Digitale Datenschnittstelle erleichtert den Ablauf
Eine gute Hilfe ist hier nicht nur die digitale Baustellenplanung von Züblin. Aufgrund der verbauten Betongüten unterliegt die Baustelle der Überwachungsklasse 2, teilweise sogar der Überwachungsklasse 3. Damit müssen alle Betonagen exakt dokumentiert sein. Züblin setzt dafür auf eine zentrale digitale Plattform. Der deutsche Baukonzern bindet dort alle beteiligten Firmen ein. Für Heidelberg Materials bedeutet das: „Die Poliere auf der Baustelle legen ihre Bestellungen und Abrufe im eigenen System an, die dann direkt zu unserer Dispo gehen. Wir melden unsere Bestätigungen direkt in das System von Züblin zurück. Auch die Lieferscheindaten werden digital übertragen“, erläutert Hans-Peter Scheffold. Der Vorteil: Die Daten von Heidelberg Materials landen ohne Systembrüche bei Züblin – von der Anfrage über die Bestätigung bis hin zu Lieferscheindaten. Später fließen auch die Daten der TPA-Prüfanstalt, inklusive der Wetterdaten mit in das System, sodass es ein lückenfreies Betoniertagebuch gibt. Dieses kann wiederum leichter von der für die Baustelle zuständigen Fremdüberwachungsstelle überprüft werden. Für alle Beteiligten schafft die Digitalisierung Erleichterung und wird sicher noch weiter ausgebaut werden.
Zusätzliche Qualitätskontrolle mit Betonsensoren
Holz-Hybrid-Bauweise
Die Holz-Hybrid-Bauweise ist in Deutschland noch recht neu. Die Idee dahinter ist, die Vorteile der unterschiedlichen Baumaterialien zu nutzen und zu kombinieren – und so eine höhere Nachhaltigkeit zu erzielen. Vereinfacht gesagt, werden Stahlbeton und Beton überall dort eingesetzt, wo starke Lasten zu tragen sind und hohe Festigkeit gefragt ist, beispielsweise beim Fundament, bei Betonträgern und in Fahrstuhlschächten. Holz kommt hingegen zum Beispiel in Holzverbunddecken, als Stützen, im Innenbereich oder an der Fassade zum Einsatz. „Der Entwurf von David Chipperfield Architects überzeugt durch seine schlichte, klare Formensprache, die ideal zur BVK passt, sowie durch die flexiblen Grundrisse und die nachhaltige Bauweise.“Julia Thannhäuser, Referentin Unternehmenskommunikation der BVK
Setzfließmaß und Auslaufzeit
Mit dem Setzfließmaß lässt sich die Fließfähigkeit von selbstverdichtendem Beton ermitteln. Dazu wird dieser in einen Trichter in Form eines Kegelstumpfes mit einer festgelegten Größe gefüllt. Zieht man den Trichter hoch, fließt der Beton auf einen Ausbreittisch. Nach dem Fließvorgang wird das Setzfließmaß SF über die Messung des größten Ausbreitdurchmessers und des dazu rechtwinkligen Ausbreitdurchmessers (d1, d2) bestimmt. Gleichzeitig lässt sich die Auslaufzeit t 500 ermitteln, die angibt, wie lange es dauert, bis der Betonkuchen eine Größe von 500 mm erreicht, was eine Beurteilung der relativen Viskosität des Betons zulässt. Den gleichen Versuch kann man noch mit einem Blockierring durchführen, wobei der Blockierring mit vorgeschriebenen Stababständen unterschiedliche Bewehrungen simuliert. Dabei wird zusätzlich zum SF geprüft, ob sich der Beton entmischt.
„Mit einem Betonrüttler kommen Sie einfach nicht unter die Lüftungskanäle, da benötigen Sie einen guten selbstverdichtenden Beton wie unseren Easycrete.“Patrik Prucker, Bereichsleiter Süd der Betotech Baustofflabor GmbH in München




















